Protestchronologie 1971–1980: Aktionen der FFDJF im Vorfeld des Lischka-Prozesses
1970
Kampagne gegen den FDP- Politiker Ernst Achenbach, der von der Bundesregierung als deutscher Vertreter bei der EWG in Brüssel nominiert wurde
Januar, 1971
Unterzeichnung des deutsch-französischen Abkommens über die Verfolgung von NS-Verbechen
21.2.1971
Ehepaar Klarsfeld stellt Kurt Lischka an seiner Wohnungstür zur Rede. Serge und Beate Klarsfeld besuchen zusammen mit dem Kameramann Harry Dreifuss Lischka und Hagen an deren Wohnorten.
22.03.1971
Gescheiterter Versuch des Ehepaar Klarsfeld, Kurt Lischka in Köln zu entführen, und Flugblattaktion in Warstein, dem Wohnort von Herbert Hagen.
„Wir mussten zumindest einen ersthaften Entführungsversuch machen. Auch wenn wir Lischka nicht nach Frankreich bringen konnten, würde das viel Aufmerksamkeit erregen. Das wäre schon ein großer Erfolg, der Skandal der Straflosigkeit von Naziverbrechern wie ihm würde endlich in der breiten Öffentlichkeit bekannt.“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, 2015, S. 274)
12.05.1971
vier junge Franzosen stören Sitzung des Bundestages werfen Flugblätter mit „Achenbach Nazi“, „Kiesinger Nazi“ von der Zuschauerbalustrade und fordern Ratifizierung des Zusatzabkommens
Henri Pudeleau wird im Bild von der Polizei abtransportiert.
24.06.1971
Shoah-Überlebende und die Ligue International Contre le Racisme et l’Antisemitise (LICA) besetzen die Anwaltskanzlei von Ernst Achenbachin Essen.
30.09..1971
Protest von Beate Klarsfeld und der Ausschwitzüberlebenden Fortune Benguiui vor der Staatsanwaltschaft München gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Klaus Barbie.
Flugblattaktion von Beate Klarsfeld mit der LICA in Warstein, Wohnort von Herbert Hagen mit dem Ziel, die Ratifizierungdes dt.-franz. Zusatzabkommens durch den Bundestag zu erreichen.
3.10.1972
Pressekonferenz von Beate und Serge Klarsfeld in Bonn gegen den ehemaligen SD-Kommandeur Heinrich Illers. Nach 1945 war Illers Senatspräsident des Landessozialgerichts Niedersachsen in Lüneburg bis zu seiner Pensionierung 1972.
Dez.1972
Beate Klarsfeld demonstriert mit 15 franz. Jüdinnen und Juden vor dem deutschen Bundestag in Bonn.
11.02.1973
Serge Klarsfeld, Julien Aubart und andere AktivistInnen protestieren vor dem Haus von August Moritz in Hamburg.
Moritz war NS-Funktionär der Gestapo in Paris, Pröeans, Marseille und Lyon.
17.04.1974
Demonstration von Beate Klarsfeld in Dachau in Begleitung von ehemaligen KZ-Häftlingen. Sie wird festgenommen.
„Es brauchte Mut für KZ-Überlebende, sich freiwillig in die Hände deutscher Polizisten zu begeben, die mit Opfern ihrer Vorgänger im Dritten Reich nicht zimperlich umgingen“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, 2015, S. 346) „Das Kräfteverhältnis war ungleich, doch Demonstration für Demonstration gewann unser Anliegen an Gewicht“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, 2015, S. 346)
07.12.1973
Serge überrumpelt Lischka in Köln und schießt auf ihn mit einer ungeladenen Waffe.
Serge überrumpelt Lischka in Köln und schießt auf ihn mit einer ungeladenen Waffe: „Wenn man für eine große und gerechte Sache kämpft, dann bedeutet aufgeben, ohne dass man alles versucht hat, sich selbst aufgeben, und davon hätte ich mich niemals erholt; hätte die Hoffnung in einer Sackgasse gelandet, hätte die Verzweiflung den Weg gewiesen.“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, S. 348f.)
9.5.1974
Die Verurteilung von Beate Klarsfeld durch das Landesgericht Köln zu zwei Monaten Gefängnis ruft Proteste der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VNN) und französischer Juden hervor.
„Ich stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber ich ließ mich nicht täuschen: Ich hatte schon zu oft erlebt, dass wir nach einem Triumph wieder fast allein dastanden, wenn es darum ging, unbequeme Wege zu gehen.“ (Beate Klarsfeld, Erinnerungen, S. 360)
24.06.1973
Sachbeschädigung an der Arbeitsstelle von Kurt Lischka in Köln. Proteste von französischen Juden für eine Strafverfolgung von Lischka, Hagen und Heinrichsohn an deren Wohnorten. (UND 1.7.1975 und 19.05.1976)
„Nach drei Tagen wurden alle bis zu ihrem Prozess auf freien Fuß gesetzt, der auf Mai 1976 festgesetzt wurde, denn die deutsche Justiz war damals genauso wenig zu Prozessen gegen uns wie gegen die NS-Verbrecher bereit.“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, 2015, S. 375)
9.7.1974
Verurteilung von Beate Klarsfeld durch das LG Köln zu zwei Monaten Gefängnis, zuvor Verhaftung in Dachau, anschließend Proteste in Köln und Paris gegen Kriminalisierung von Beate Klarsfeld, VVN/franz. Juden
11.7.71974
Kundgebung zur Unterstützung von Beate Klarsfeld
13.7.1974
Serge und Beate Klarsfeld verteilen zusammen mit Julien Aubart im Deutschen Bundestag in Bonn ein Dossier über Ernst Achenbach.
25.7.1974
Ernst Achenbach gibt Amt als Berichterstatter im Bundestagsausschuss auf
2.8.1974
FDP stimmt nun auch für Ratifizierung des deutsch-französischen Abkommens
Jan. 1975
Ratifizierung des deutsch-französischen Zusatzabkommen zum Überleitungsvertrag: „lex Klarsfeld“
Mai 1975
Protest von belgischen Juden mit Serge Klarsfeld in Kiel für Strafverfolgung von Ernst Ehlers und Kurt Asche, verantwortlich für die Deportationen aus Belgien
Juni 1975
Proteste an der Rechtsanwaltskanzlei von Ernst Heinrichsohn in Miltenberg/Bürgstadt
1.7.1975
Erneut massive Proteste französischer Jüdinnen und Juden mit Sachbeschädigung an der Arbeitsstelle von Kurt Lischka in Köln.
Feb. 1976
Verhaftung von Serge Klarsfeld bei Protesten gegen die früheren SS-Funktionäre Hans-Dietrich Ernst (Angers) und Fritz Morsche (Orleans) in Frankfurt, Prozess in Köln endet mit drei Monaten auf Bewährung.
Juli 1976
Erschießung des ehemaligen SS-Oberst Peiper in Frankreich durch eine Widerstandsgruppe.
Serge Klarsfeld wird geschlagen, als er bei einem Treffen der Deutschen Volksunion (DVU) in Bürgbräukeller in München um Redeerlaubnis bittet.
„So würde zum ersten Mal seit Kriegsende vor den Augen der Presse ein Jude von Nazis und Neonazis geschlagen, was die Öffentlichkeit gegen sie aufbringen würde.“ (Serge Klarsfeld, Erinnerungen, 2015, S. 382f.)
Teilnahme französischer und belgischer Shoah-Überlebender an einer Demonstration und Internierten
Juni 1978
Protest von mehr als 80 französischen Juden gegen Heinrichsohn in Miltenberg und Bürgstadt.
Okt. 1978
Demonstration von französischen Juden am Kölner Landgericht gegen die Untätigkeit der Justiz im Fall Lischka und Besuch das Majdanek-Prozesses in Düsseldorf.
Januar 1979
Die Files et Filles des Déportés Juifs de France (FFDJ) fungieren als offizielle Vertretung und Sprachrohr mit folgenden Zielen: – die Straflosigkeit der deutschen und französischen Hauptverantwortlichen für die Deportatoinen der Juden aus Frankreich zu beenden, – Dokumentation über das Schicksal der Juden in Frankreich von 1940-1944 zu veröffentlichen – das Gedenken an die jüdischen Opfer zu verteidigen -gegen Antisemitismus zu kämpfen In New York wird die Beate Klarsfeld Foundation gegründet
Juni 1979
Die erste Bulletin de Liaison de Fils et Filles de Deportes Juifs de France erscheint
6.6.1979
Proteste in Düsseldorf vor dem Justizministerium und am Kölner Landgericht, um Druck zu machen, dass der Prozess gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn eröffnet wird
3.7.1979
Nach einer fast elfstündigen Debatte im Bundestag stimmen 225 Abgeordnete für die Aufhebung der Verjährung von Mord, 222 Abgeordnete dagegen. Neu entdeckte Mordverbrechen aus der Nazizeit können nun verfolgt werden.
1.9.1979
Bombenanschlag auf Klarsfeld Auto.
Nach einer äußerst tödlichen Paketbombe im Jahr 1972, die von Serge vereitelt wurde, zerstörte am 6. Juli 1979 eine Bombe das Auto der Klarsfelds. Es handelte sich um eine Uhrbombe, die morgens explodieren sollte und in der Nacht explodierte. Das neonazistische „Odessa“-Netzwerk bekannte sich zu der Operation. Auf dem Parkplatz wurden 20 weitere Autos beschädigt.
Eröffnung einer Ausstellung von Beate und Serge Klarsfeld im Theater der Stadt Köln zur Verfolgung de französischen Juden durch den Landesminister für Kultur und Bildung NRW.
Januar 1980
Sonderzug von Paris nach Köln, Schweigemarsch von 1.200 Personen durch die Innenstand, erstmalig offizieller Empfang der französischen AktivistInnen in der Kölner Synagoge an der Roonstraße.
11.2.1980
Der Lischka – Prozess endet mit sechs-,zehn und zwölfjährigen Haftstrafen für die drei Angeklagten.
31.01.1980
Aktionen in Düsseldorf vor dem Haus von Theodor Lammerding, als General der Waffen-SS, u.a. für die Verbrechen in Oradur, Tulle in F zum Tode verurteilt, deutsche und französische Widerstandskämpfer, VVN.
Kurt Lischka - A Person Responsible For Over 33000 Deaths | Nazi Hunters | Curious?: True Heroes