Der Lischka Prozess

 

Erinnerungskultur

Deportation der Juden und Jüdinnen und der jüdischen Kinder aus Frankreich

Recherchen der Klarsfelds/FFDJF

„11.000 Kinder“ und die Kölner Initiative „Bahn erinnern“


Recherchen der Klarsfelds/FFDJF

Während der deutschen Besatzung wurden 76.000 Jüdinnen und Juden aus Frankreich deportiert, darunter 11.000 jüdische Kinder. Keines dieser Kinder überlebte. Die Deportationszüge fuhren auf den Schienen zunächst der französischen SNCF, dann der belgischen SNCB und schließlich der Reichsbahn durch Deutschland in die nationalsozialistischen Vernichtungs- und Konzentrationslager im deutsch besetzten Generalgouvernement.Besondere Aufmerksamkeit erhielt dieser historische Sachverhalt durch die 1979 gegründete Vereinigung FFDJF (Fils et Filles des Déportés Juifs de France), die sich um Serge und Beate Klarsfeld zusammengefunden hatte. Die am 13. Februar 1939 in Berlin geborene Journalistin Beate und der am 17. September 1935 in Bukarest geborene Rechtsanwalt und Historiker Serge Klarsfeld hatten sich als „Nazijäger“ bereits einen Namen gemacht. Sie waren mehrmals mit dem deutschen Gesetz in Konflikt geraten, so beispielsweise durch die versuchte Entführung des in Frankreich in Abwesenheit verurteilten und unbehelligt in Köln Deutschland lebenden ehemaligen SS-Obersturmbannführers Kurt Lischka.„Lischka selbst war von November 1940 bis Oktober 1943 Kommandeur der Sipo und des SD von Groß-Paris und Hauptverantwortlicher für die Gestapo in Frankreich gewesen. 1938 war er als Chef des „Judenreferats“ der Gestapo in Berlin mitverantwortlich für die ersten Massenverhaftungen deutscher Juden in Folge der Pogromnacht.[1]

Beate Klarsfeld hatte viel Aufsehen erregt, als sie am 07. November 1968 den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf dem Parteitag der CDU ohrfeigte, um die Öffentlichkeit auf dessen frühere Funktion im Propagandaapparat des Dritten Reiches aufmerksam zu machen.[2] Die Motivation für ihre Lebensaufgabe schöpften Beate und Serge Klarsfeld aus der Prägung durch persönliche Ereignisse: nach Einmarsch der deutschen Truppen in Paris floh die Familie Klarsfeld – als rumänische Juden ebenfalls staatenlos – von Paris in die unbesetzte Zone. In Nizza überlebte Serge Klarsfeld „im Alter von acht Jahren eine nächtliche Razzia in einem Versteck, welches der Vater gebaut hatte, der selbst verhaftet und deportiert wurde.“[3] Dieses Versteck befand sich hinter der Wand eines doppelten Wandschranks.[4] Diese Geschichte erzählte Serge Klarsfeld der deutschen Nichtjüding Beate Künzel kurz nachdem sie sich 1961 in Paris kennen gelernt hatten. Es war das Jahr, als Eichmann in Jerusalem vor Gericht stand.  1974 erhielt Beate Klarsfeld die Tapferkeitsmedaille der Ghettokämpfer in Israel; 1984 wurde das Ehepaar durch Francois Mitterand mit dem Orden der Ehrenlegion in Frankreich geehrt.[1]1978 hatten die Klarsfelds zunächst eine allgemeine Sammlung mit Dokumenten zur Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Vichy-Frankreich als Gedenkbuch herausgegeben. 

Mahnmal: „Die Schwelle“ am Kölner Hauptbahnhof