Der Lischka Prozess

 

Erich Wiedemann

„Ich verweigere die Auskunft gemäß §55 StPO (Strafprozessordnung), soweit meine Tätigkeit beim BdS und KdS in Frankreich betroffen ist.“

Erich Wiedemann kam im Juli 1940 nach Frankreich, wo er bis August 1944 blieb. Zunächst war er beim BdS in Paris tätig, 1943 wurde er zum KdS nach Dijon ver- setzt. Bei dieser Gelegenheit begegnete er auch Kurt Lischka. Während seiner Zeit in Paris nahm Wiedmann an Razzien gegen die jüdische Bevölkerung teil. Nach Ende des Krieges verbrachte er zehn Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft, bevor er nach West-Deutschland zurückkehrte.

Erich Wiedemann war zum Zeitpunkt des Lischka-Prozesses 62 Jahre alt. Er lebte in Huntlosen im Oldenburger Land, wo er als Pfarrer die evangelische Gemeinde betreute. Bei seiner Vernehmung bestritt er, Herbert Hagen oder Kurt Lischka in Paris näher gekannt zu haben. Mit Lischka habe er lediglich anlässlich seiner schriftlichen Prüfung zum Kriminalassistenten zu tun gehabt. Von den drei Angeklagten konnte er nur zu Ernst Heinrichsohn nähere Angaben machen, da er diesen aus dem Judenreferat kannte und nach eigenen Aussagen öfter mit ihm Essen gegangen war. Er entlastete ihn jedoch weitestgehend, indem er ihn als dienstverpflichteten Schreiber darstellte, der jung gewesen war und nicht gewusst hatte, was vorging. Als der Vorsitzende Richter Heinrichsohn aufgrund von Wiedemanns Darstellungen als „Sonny-Boy“ bezeichnete, pflichtete der Zeuge ihm spontan bei.

Er ging auch auf die Razzien ein, an denen er teilgenommen hatte, an ihren genauen Verlauf wollte er sich allerdings nicht mehr erinnern können. Er gestand jedoch, sich bereits damals gefragt zu haben, was die „Endlösung“ bedeutete, seinem Verdacht aber nicht weiter nachgegangen zu sein. Obwohl er bestritt, zu diesem Zeitpunkt etwas von Auschwitz gehört zu haben, räumte er ein, nicht mehr genau zwischen dem trennen zu können, was er vor und nach 1945 gewusst habe.

„Wenn ich damals gesagt habe, dass Dannecker ein Ein-Mann-Betrieb gewesen wäre, dann habe ich damit gemeint, dass Heinrichsohn ja auch nur ein Schreiber war und die Akten zusammenzusuchen hatte.“

Erich Wiedemann