Der Lischka Prozess
Die mediale Darstellung des „Lischka-Prozesses“ und seiner Vorgeschichte gestaltete sich zur Zeit des Entführungsversuchs Anfang der siebziger Jahre äußerst einseitig. Die Journalisten folgten in ihren Wertungen zum größten Teil der Berichterstattung über die Kanzler-Ohrfeige, die die als „Ohrfeigen-Beate“ diskreditierte Aktivistin Beate Klarsfeld dem CDU-Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger 1968 wegen seiner NS-Vergangenheit verpasst hatte. Die skandalöse Straffreiheit Kurt Lischkas rissen die meisten Kommentatoren zwar kurz an, die Aufmerksamkeit richteten sie aber vor allem auf die versuchte Entführung, die nicht als eine legitime Form zivilen Widerstands interpretiert wurde. Einige Redakteure rückten die Aktion gar in die Nähe des RAF-Terrorismus.
Die Medien waren bei der Berichterstattung über den „Lischka-Prozess“, im Gegensatz zu den Artikeln über den Entführungsversuch 1971 und den Prozess gegen Beate Klarsfeld 1974, überwiegend um Sachlichkeit bemüht. Kölner Tageszeitungen berichteten durchgehend von den Verhandlungen. Die überregionalen und ausländischen Printmedien thematisierten vor allem die Prozesshöhepunkte, wie die Einlassungen der Angeklagten und die Aussagen der Zeuginnen und Zeugen. Während besonders die Printmedien das Verfahren die gesamte Zeit über auf die Formel „Lischka-Prozess“ brachten, verschob sich der Fokus der Berichterstattung mit Fortschreiten des Prozesses zunächst auf Hagen und dann besonders auf Heinrichsohn. Diese beiden Angeklagten waren durch ihre Aussagebereitschaft für Fernsehen und Tageszeitungen wesentlich interessanter als Lischka, der durchgehend Angaben zu seiner Person und zur Sache verweigerte. Heinrichsohns politisches Amt als Bürgermeister einer bayrischen Kleinstadt brachte zusätzliche Brisanz in den Fall. Das wurde von den lokalen und überregionalen Zeitungen gleichermaßen gelobt.
Der „Lischka-Prozess“ und der damit zusammenhängende „Frankreich-Komplex“ avancierte aber nicht nur in den Zeitungen, sondern auch in einer damals mit drei Programmen relativ überschaubaren Fernsehlandschaft zu einem bevorzugten Gegenstand. Es wurden zahlreiche bundesrepublikanische wie auch ausländische Fernsehdokumentationen ausgestrahlt. Bereits lange vor dem ersten Verhandlungstag liefen diverse Beiträge über die Angeklagten und den Hintergrund des anstehenden Verfahrens. In der Strafsache gegen Lischka, Hagen und Heinrichsohn berichtete besonders der Westdeutsche Rundfunk (WDR) zu Prozessbeginn und zur Urteilsverkündung ausführlich von den Ereignissen in Köln. Aber auch das überregionale ZDF und ausländische Sender griffen das Thema auf. Viele der Fernsehbeiträge legten ihren Fokus auf die Bedeutung des Verfahrens für Überlebende und Nachkommen der Opfer sowohl in Frankreich als auch in Belgien und den Niederlanden.
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Datum | Titel | S. | Verfasser | Fotograf |
Kölner Stadt-Anzeiger | ||||
23.10.1979 | Prozess gegen Lischka beginnt in Köln | 2 | que (Queiser ?) | — |
24.10.1979 | Der Lischka-Prozess begann mit Tumult | 1 | H. R. Queiser / J. Wessalowski | 1 x Holubovsky |
24.10.1979 | Ein Prozess, der 35 Jahre zu spät kommt | 3 | H. R. Queiser / J. Wessalowski | 2 x Jüliger, dpa |
24.10.1979 | Prügel und Versöhnung | 14 | Jürgen Wessalowski | 1 x Helmut Jüliger |
25.10.1979 | Polizeigewerkschaft übt Kritik an Kölner Gericht | 7 | wes / HR | — |
26.10.1979 | Franzosen über Lischka-Prozess informiert | 1 | EB | — |
26.10.1979 | Biedermann oder „blonde Bestie“? | 4 | Hans R. Queiser | 1 x Wessalowski |
30.10.1979 | 160 Nebenkläger im Prozess gegen Lischka? | 1 | que | — |
30.10.1979 | Lischkas Richter suchen einen Saal | 11 | Hans R. Queiser | 1 x wes |
30.10.1979 | Eine Notiz über Schuhe als Entlastung gesehen | 12 | Hans R. Queiser | — |
01.11.1979 | Hagen: Habe an den Staat der Juden geglaubt | 16 | Hans R. Queiser | — |
03.11.1979 | Die Franzosen sollten Mitschuldige werden | 14 | Hans R. Queiser | — |
03.11.1979 | An Greuel in Frankreich erinnert | 14 | Jörg-Dieter Kogel | 1 x unbekannt |
09.11.1979 | Interna aus dem SS-Staat berichtet | 15 | Hans R. Queiser | — |
12.11.1979 | Heinrichsohn soll Amt nicht ausüben | 4 | dpa | — |
15.11.1979 | Kurt Lischka verweigert die Aussage | 1 | que | — |
15.11.1979 | Der Angeklagte Lischka schweigt | 12 | Hans R. Queiser | — |
22.11.1979 | Ein SS-Dokument lässt das Mörderische ahnen | 14 | Hans R. Queiser | — |
27.11.1979 | Der SS-Mann und die vielen Kinder | 3 | Hans R. Queiser | 1 x Jüliger |
29.11.1979 | Der Zeuge erfuhr sein Todesurteil | 3 | Hans R. Queiser | 1 x wes |
01.12.1979 | Die Wahrheit über die NS-Verbrechen erkannt | 18 | Hans R. Queiser | — |
05.12.1979 | Gericht hat Schweigen lieber als Ausflüchte | 14 | Hans R. Queiser | — |
06.12.1979 | Sein Dorf verdankt ihm Selbstbewusstsein | 5 | Martin Geier | 1 x dpa |
07.12.1979 | Ex-Nazi fand zum Kirchenamt | 14 | Hans R. Queiser | — |
28.12.1979 | CSU schließt Heinrichsohn nicht aus; „Erst Urteil abwarten“ | 2 | dpa | — |
28.12.1979 | Denken wie ein Spezi | 2 | HG | — |
29.12.1979 | Heinrichsohn wird durch Aktenvermerk belastet | 10 | Hans R. Queiser | — |
08.01.1980 | Die Dreckarbeit sollten die Franzosen erledigen | 16 | Hans R. Queiser | — |
10.01.1980 | Gutachter: Viele wussten vom Mord an den Juden | 16 | Hans R. Queiser | — |
12.01.1980 | Dokumente des Grauens verlesen | 14 | Hans R. Queiser | — |
18.01.1980 | Noch immer keiner Schuld bewusst | 10 | Hans R. Queiser | 1 x Holubovsky |
24.01.1980 | Im Lischka-Prozess zwölf Jahre Haft beantragt | 16 | Hans R. Queiser | — |
26.01.1980 | Im Lischka-Prozess dankt Klarsfeld dem Richter | 14 | Hans R. Queiser | — |
30.01.1980 | Demonstrationen in Köln wegen Lischka-Prozess | 1 | Bn | — |
30.01.1980 | Die Todeslager und den Haß überlebt | 13 | Günther Braun / Rainer Rudolph | 2 x Ingeborg Spielmans |
30.01.1980 | Die Tortur mit Salzheringen | 14 | Hans R. Queiser | — |
01.02.1980 | Schweigend fürs Recht marschiert | 13 | Günther Braun & Rainer Rudolph | 1 x Jüliger |
01.02.1980 | Lischka-Anwalt: Anklage ist eigentlich rechtswidrig | 14 | Hans R. Queiser | — |
04.02.1980 | Im Nachtzug zum Prozeß | 5 | Willi Germund | 3 x Kerstin Joschik |
05.02.1980 | Hagen-Anwalt: Er war allenfalls ein Idealist, | 16 | Hans R. Queiser | — |
07.02.1980 | Nebenkläger Klarsfeld verließ empört den Saal | 17 | Hans R. Queiser | — |
12.02.1980 | Hohe Strafen im Lischka-Prozeß | 1 | Hans R. Queiser | 1 x Jüliger |
12.02.1980 | Alleine Hagen wurde Rassenhaß angelastet | 5 | Hans R. Queiser | 1 x Jüliger |
12.02.1980 | Das Lischka-Urteil ruhig aufgenommen | 17 | Günther Braun | 2 x Alfred Koch, Helmut Jüliger |
13.02.1980 | Urteil empört das ganze Dorf | 3 | Jürgen Wessalowski | 2 x Prange, ap |
13.02.1980 | Mit Kölner Urteil zufrieden, Echo auf Straße für Lischka in Frankreich und Israel | 5 | Hans Rademacher (Korrespondent in Paris) | — |
18.02.1980 | Lischka wurde verhaftet | 1 | Tu | — |
18.02.1980 | Staatsanwalt drang mir Beschwerde durch | 4 | Heinz Tutt | 1 x Jüliger |
04.03.1980 | Gericht ließ Heinrichsohn wieder frei, Lischka bleibt in Haft | 1 | que Köln | — |
04.03.1980 | Kam Kaution von CSU-Mitgliedern? 200 000 Mark hinterlegt für Heinrichsohn | 6 | Queiser / Wessalowski | — |
10.03.1980 | Die Haftverschonung zweimal aufgehoben. Neues Mordverfahren gegen Heinrichsohn? | 2 | Wessalowski | — |
Kölnische Rundschau | ||||
17.10.1979 | Saal für den Lischka-Prozess viel zu klein? | 1 | GB | — |
17.10.1979 | Wird der Mangel an Platz zum großen Politikum? | 4 | Georg Bönisch | 1 x dpa |
24.10.1979 | Schlägereien vor Lischka-Prozess | 1 | GB / FB | 2 x dpa |
24.10.1979 | Nicht unter dem Druck der Straße | 3 | Georg Bönisch | 2 x Dziedzic, Wirtz |
26.10.1979 | Verteidiger Lischkas geschlagen | 1 | GB | — |
26.10.1979 | Der nette Junge – ein Handlanger des Todes? | 3 | Georg Bönisch | 2 x Dziedzic |
30.10.1979 | Kaum Platz für 250 Nebenkläger im Lischka-Prozess | 1 | GB | — |
30.10.1979 | SS-Unterscharführer sieht sich selbst nur als Aktenschlepper | 5 | Georg Bönisch | — |
01.11.1979 | „Ich hätte den Mumm gehabt, gegen die Befehle zu handeln“ | 5 | Georg Bönisch | — |
03.11.1979 | „Wo ich helfen konnte, habe ich es getan“ | 8 | Georg Bönisch | |
03.11.1979 | Deportation in Dokumenten | 8 | EB | 1 x Wirtz |
07.11.1979 | Herbert Hagen eine treibende Kraft für die “Endlösung?“ | 5 | Georg Bönisch | — |
09.11.1979 | SS-Prozess ging mit Kontroversen ging weiter | 5 | dpa | — |
15.11.1979 | SS-Lischka will sich zu Mordanklage nicht äußern | 5 | Is (??) | — |
27.11.1979 | Lischka-Prozess in Köln nicht rechtmäßig? | 1 | GB | — |
27.11.1979 | „Das kann ich nie vergessen“ | 5 | GB | 1 x Dziedzic |
29.11.1979 | Schwerer Eklat im Lischka-Prozess | 1 | dpa | — |
29.11.1979 | Richter wirft Protestlern Sabotage vor | 5 | dpa | — |
01.12.1979 | Kollegen wussten Bescheid | 3 | Georg Bönisch | 1 x unbekannt |
05.12.1979 | Gegen zwei Lischka-Zeugen ein Verfahren eingeleitet | 5 | dpa | — |
07.12.1979 | Komplimente vom Pastor für früheren SS-Mann | 27 | dpa | — |
13.12.1979 | NS-Angeklagter verstrickt sich in Widersprüche | 5 | dpa | — |
15.12.1979 | Für ihn war Endlösung gleich Arbeitseinsatz | 3 | Georg Bönisch | 1 x Dziedzic |
29.12.1979 | Listen trugen Heinrichsohns Handschrift | 5 | dpa | — |
08.01.1980 | Angeblicher Arbeitseinsatz von Juden als Legende entlarvt | 5 | Georg Bönisch | 1 x Dziedzic |
12.01.1980 | Scheffler: NS-Prozesse häufig ignoriert | 5 | dpa | — |
18.01.1980 | Lischka-Prozess: Beweisaufnahme ist geschlossen | 5 | dpa | — |
24.01.1980 | Zwölf Jahre Haft für Kurt Lischka gefordert | 1 | GB | — |
24.01.1980 | „Beihilfe zur heimtückischen Massentötung“ | 3 | Georg Bönisch | 1 x Dziedzic |
26.01.1980 | Nebenkläger fordert 15 Jahre für Lischka: “Kinder im zartesten Alter deportiert.“ | 5 | dpa | — |
30.01.1980 | Lischka-Richter attackiert Nebenkläger | 5 | dpa | — |
01.02.1980 | Franzosen zogen schweigend durch Köln | 1 | FB | 1 x Wirtz |
01.02.1980 | Anwalt will Lischka-Freispruch | 5 | dpa | — |
01.02.1980 | Es ging ihnen um das Recht – nicht um Rache | 17 | Fritz Birkner | 3 x unbekannt |
05.02.1980 | War Hagen noch 1974 für die Anklage ein Unbekannter? | 4 | Georg Bönisch | 1 x Dziedzic |
07.02.1980 | Urteil im Lischka-Prozess am 11. Februar | 5 | dpa | — |
12.02.1980 | Kurt Lischka in Köln zu 10 Jahren Haft Verurteilt | 1 | GB | 1 x Dziedzic |
12.02.1980 | Für das Gericht trug Hagen die Hauptschuld | 3 | Georg Bönisch | — |
12.02.1980 | Lern-Prozess Lischka | 4 | Georg Bönisch | — |
12.02.1980 | Jüdischer Kantor sang vorm Gericht, Franzosen kamen zum Lischka-Prozeß | 13 | ? | 1 x Dziedzic |
13.02.1980 | Lischka-Prozeß als mustergültig gelobt | 1 | GB | — |
13.02.1980 | „Als Bürgermeister war er aber tüchtig!“ | 3 | Heinz Schiehe | 1 x unbekannt |
14.02.1980 | Israels Premier Begin begrüßt Lischka-Urteil | 2 | Gerlinde Schaidt | — |
14.02.1980 | Ein bemerkenswertes Fazit ds Lischka-Prozeßes zieht die Pariser Zeitung Le Monde | 4 | ?? | — |
18.02.1980 | Heinrichsohn, Hagen und Lischka in Haft | 1 | GB | — |
18.02.1980 | Die NS-Täter wurden sehr diskret verhaftet | 16 | Georg Bönisch | 3 x unbekannt |
20.02.1980 | Lizenzentzug für Heinrichsohn | 2 | München (dpa) | — |
EXPRESS (letze Bilder in Ordner KstA, ab Dsc_0230) | ||||
24.10.1979 | Mit Knüppel Sturm auf das Gericht | 2 | Ernst Geis / Manfred von der Milwe | 1 x dpa |
26.10.1979 | Ich schäme mich | 2 | Manfred von der Milwe | 1 x unbekannt |
29.01.1980 | 1000 Juden kommen zum Lischka-Urteil | 19 | exp. | — |
12.02.1980 | 10 Jahre Haft: da erstarrte Lischka | 2 | Otto Küpper | 3 x Schiestel |
13.02.1980 | Hut ab vor dem Richter aus Köln | 2 | exp. | 1 x unbekannt |
Stadt Revue | ||||
Dez. 1979 | Zum Prozeß gegen Lischka und andere | 58f | Peter Finkelgruen / Gertrud Seehaus | unbekannt |
März 1980 | Ein Urteil für die Väter? | 43 | Gertrud Seehaus | — |