Der Lischka Prozess

 

Gertrud Seehaus

Gertrud Seehaus – Assoziationen zum Lischka-Prozess[1]

Gertrud Seehaus war Zuschauerin im Lischka-Prozess. Sie beobachtete intensiv das Verfahren und veröffentlichte in der Freien Jüdischen Stimme einen kurzen Essay, Zeichnungen von den Angeklagten und Gedichte. Die Gedichte und Reflexionen zum Lischka-Prozess erschienen 2017 unter dem Titel „VATER-SPRACHE“.  

In dem am 6. Januar 1980 in der Freien Jüdischen Stimme erschienen Text „Die Abblocker“ beschreibt sie, wie ihr die gewalttätige NS-Vergangenheit und deren Folgen erst schrittweise bewusst wurde: „In den Lischka-Prozess gehe ich“, bemerkt sie, „um ihm so viel an „Aufklärung“ zu entnehmen wie möglich, jener Aufklärung, die mir keiner meiner damaligen erzieherischen Verantwortlichen in ausreichendem Maße gegeben hat. (…) Lischka schweigt, stürzt sich in notizenmachende Geschäftigkeit, hält seine großen Hände vor das Gesicht.“



[1] Redigierte und erweiterte Fassung: Assoziationen zum Lischka-Prozess von Gertrud Seehaus zusammengestellt von Anne Klein, in: Anne Klein (Hg.), Der Lischka Prozess. Eine jüdisch-deutsch-französische Erinnerungsgeschichte, Berlin: Metropol 2013, S. 251-252; vgl. weiterführend http://www.gertrud-seehaus.de/ und Roland Kaufhold, „Ich habe einen Sternenhimmel gesehen“, hagalil, 1. April 2021 (https://www.hagalil.com/2021/04/gertrud-seehaus-finkelgruen-2/) (Zugriffe am 22.08.2024).


Gerichtszeichnung aus Freie Jüdische Stimme (Seehaus, G., Ausgabe 5 , 1980, Seite 2)

Getrud Seehaus wurde am 2. Dezember 1934 in Merzig/Saar geboren. Nach einem Schauspielstudium und einem Studium der Theaterwissenschaften und der Pädagogik war sie als Schauspielerin, Hörfunksprecherin, Lektorin und Lehrerin an Grund- und Hauptschulen tätig. 1978 heiratete sie den jüdischen Schriftsteller und Theaterschaffenden Peter Finkelgruen. Das Ehepaar gab gemeinsam mit Henryk M. Broder in den Jahren 1979 und 1980 die Freie Jüdische Stimme in Köln heraus. 

In den 1980er-Jahren lebte das Ehepaar mit seinen beiden Kindern in Jerusalem/Israel. Von dort aus reisten sie in den Libanon, nach Jordanien und Ägypten.  In dieser Zeit widmete sich Gertrud Seehaus verstärkt dem Schreiben und erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. war sie Stipendiatin der Villa Massimo und Stadtschreiberin in Lüneburg. Sie war Mitglied des P. E. N. Deutschland. Neben Radio-Features und Essays über Pädagogik, Religion und Literatur schrieb sie zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und Bücher. Besonders bekannt ist ihr gemeinsam mit Peter Finkelgruen verfasstes Kinderbuch „Opa und Oma hatten kein Fahrrad“ (Norderstedt 2008). Getrud Seehaus verstarb 2021 in Köln.

Freie Jüdische Stimme (1980) 7, S. 7.