Der Lischka Prozess

 

Raphaël Feigelsohn

Beate Klarsfeld vor ihrer Verhaftung wegen ihrer Beteiligung an der vesuchten Entführung von Kurt Lischka. Neben ihr in KZ-Sträflingskleidung Ralf Feigelson, aufgenommen am 01.04.1971 in Köln. Photos: dpa

Raphaël Feigelson wurde am 17. Februar 1926 in Paris geboren. Seine Eltern, Pinkos und Luba, waren nach dem Ersten Weltkrieg aus Wilna/Litauen nach Frankreich eingewandert. Seine Mutter war fast blind und sein Vater betrieb einen Nähmaschinenladen im 5. Arrondissement. Beim deutschen Überfall auf Frankreich war Raphaël Schüler am Gymnasium Lavoisier. Der Vater liess sich im Oktober 1940 als jüdischer Immigrant registrieren, tauchte dann aber sofort unter.  Luba und Raphaël verteilten handgeschriebene Flugblätter der kleinen Gruppe DAVID (Direktion der Freiwilligenarmee der israelischen Verteidigung) in Briefkästen in der Nachbarschaft. Raphaël nahm auch an der Demonstration der Gymnasiasten und Studierenden am 11. November 1940 teil, die von den Nazi-Besatzern brutal unterdrückt wurde. 1942 flieht der in den Süden Frankreichs.  In Toulouse übernimmt er die Leitung der Union der Jüdischen Jugend (UJJ), einer jüdischen linken Bewegung , die der Kommunistischen Partei nahe steht und Teil der Vereinigten Kräfte der Patriotischen Jugend (FUJP) ist . Im Mai 1944 wird er festgenommen und am 31. Juli 1944 mit dem Konvoi 77 von Drancy nach Auschwitz deportiert. Am 21. Oder 22. Januar 1945 gelingt ihm die Flucht aus dem Lager und er schließt sich einer Einheit der Roten Armee an. Über Odessa per Schiff nach Marseille kehrt er im Alter von 19 Jahren nach Paris zurück und trifft dort seine Eltern wieder. In der Nachkriegszeit arbeitet er als Händler, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und beginnt, die Erfahrungen im Konzentrationslager zu dokumentieren und gegen die Straflosigkeit von NS-Verbrechern zu kämpfen. Am 16.7. 1963 sagt er vor dem 1. Strafsenat des Obersten Gerichts der DDR in der Beweisaufnahme während der Hauptverwaltung gegen Globke aus. Im Namen der französischen Vereinigung der Juden für Widerstand und gegenseitige Hilfe (UJRF) gibt er vor seiner Aussage eine Erklärung ab, in der er den Chef des Bundeskanzleramts, Hans Globke, der 1935 den Kommentar zu den „Nürnberger Gesetzen“ verfasst hatte, für die Ermordung von 6 Millionen Juden Europas verantwortlich macht. 1971 beteiligt er sich an der Gründung des Nationalen Verbindungskomitees zur Erforschung und Bestrafung von Kriegsverbrechern und beteiligt sich an den Aktionen der Klarsfelds, um Lischka und andere SS-Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. 1979 gründet er den Verein Auschwitz-Birkenau-Monowitz, um dem negationistischen Diskurs entgegenzuwirken. Raphaël Feigelson verstarb am 1. April 2021 in Paris.

Veröffentlichungen:

Ralph Feigelson, Écrivain Juifs de Langue Francais, Grassin 1960  

Ralph Feigelson, L’Usage de la parole, Grassin,1964 

Ralph Feigelson, Le Crime du 15 Décembre, Grassin,1965

Quellen: 

Roland Kaufhold, im KZ-Drillich vor Gericht, Jüdische Allgemeine,  1. Februar 2013, 

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/im-kz-drillich-vor-gericht

Mémorial de la Shoah, Raphaël Feigelson, déporté de France au camp d’Auschwitz-Birkenau, 1:34:12 min., 25.9. 2024 (aufgezeichnet 2004), Französisch mit deutschen Untertiteln und Transkript, https://www.youtube.com/watch?v=4eXeSvJrVM4

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