Der Lischka Prozess
„Wir hatten in Drancy ständig große Angst. Es gab ständig Deportationen.“
Marie Husson
Marie Husson wurde am 13. August 1942 wegen ihres jüdischen Glaubens festgenommen und in Drancy inhaftiert. Sie blieb dort, bis sie am 22. Dezember 1942 wieder freigelassen wurde. Auch sie verdankte ihre Entlassung der Ehe mit einem nicht-jüdischen Mann.
Bereits während der Fahrt nach Drancy hatte sie Odette Daltroff-Baticle kennen gelernt, im Lager waren beide Frauen zunächst für die Betreuung der elternlosen Kinder zuständig. Später wurde Marie Husson jedoch zu Arbeiten in die Kleiderkammer versetzt. Sie hatte bereits vor dem Kölner Prozess eine schriftliche Aussage verfasst, als sie erfahren hatte, dass Heinrichsohn nicht, wie sie geglaubt hatte, in Russland gefallen war, sondern noch lebte und Rechtsanwalt geworden war.
Zum Zeitpunkt des Lischka-Prozesses war sie 75 Jahre alt und lebte in Paris. Auch schilderte bei ihrer Vernehmung hauptsächlich die Situation der Kinder im Lager und deren Deportation sowie Ernst Heinrichsohns Verhalten währenddessen. Ihre Aussagen deckten sich in vielen Punkten mit denen von Odette Daltroff-Baticle.
Beiden war Heinrichsohn durch seine regelmäßige Anwesenheit im Lager bekannt und sie bescheinigten ihm überdurchschnittliche Brutalität und emotionale Kälte.
Marie Husson wurde am Ende ihrer Vernehmung, wie vorher auch schon Odette Daltroff-Baticle, eine Mappe mit fünfzig Bildern von SS-Männern aus der Pariser Gestapo-Zentrale vorgelegt. Aus diesen konnten beide Heinrichsohn ohne größere Zweifel identifizieren, was die von Heinrichsohn angeführte Verwechslung mit einer anderen Person ausschloss.