Der Lischka Prozess

 

Dr. Wilhelm Harster

Wilhelm Harster war von Mitte Juli 1940 bis Ende August 1943 SS-Standartenführer und Befehlshaber des BdS und SD in den besetzten Niederlanden. Ab 1943 hatte er diese Funktion zudem noch im besetzten Italien inne. Während seiner Amtszeit in den Niederlanden wurden aus diesem Zuständigkeitsgebiet circa 105.000 Menschen deportiert.

Am Ende des Krieges geriet er zunächst in niederländische Haft. Nach seiner Entlassung stieg er zum Regierungsrat in Bayern und später zum Oberregierungsrat auf. In dieser Position arbeitete er, bis er 1963 in Pension ging.

Gegen Wilhelm Harster hatte es bereits 1967 einen Prozess gegeben. Die daraus folgende zwölfjährige Haftstrafe hatte er verbüßt. In seinem Verfahren hatte Harster eingeräumt, dass ihm das Schicksal der Jüdinnen und Juden mit dem Beginn der Massendeportationen ab Mitte des Jahres 1942 bekannt gewesen war.

Zum Zeitpunkt des Lischka-Prozesses war Wilhelm Harster 75 Jahre alt und Rentner. Er gab an, die Angeklagten nicht persönlich zu kennen. Seine Vernehmung sollte vornehmlich zur Klärung der Frage dienen, wie viel eine Person in der Funktion wie Helmut Knochen oder Kurt Lischka gewusst haben konnte und welche Hinweise vorgelegen hatten, die ihnen gezeigt haben könnten, dass die offiziellen Erklärungen über die Deportationen nicht den Tatsachen entsprachen. Da er bereits in seinem eigenen Verfahren ein Geständnis abgelegt hatte, hatte er durch seine Zeugenaussage wenig zu befürchten und war bereit, auch im Kölner Prozess relativ weite Eingeständnisse zu machen. So bestätigte er erneut, ab 1942 zumindest einen konkreten Verdacht über das Ziel der Deportationen gehabt zu haben, diesen aber aus Angst vor den Reaktionen nie ausgesprochen bzw. weiter erforscht zu haben.

„Meine Bedenken habe ich niemanden mit geteilt. Ich fürchtete auch, dass jemand sagen könnte,es würde stimmen.“

Dr. Wilhelm Harster