Der Lischka Prozess

 

Walter Nährich

„Mit Hagen waren wir mehr zusammen. Mit Lischka habe ich vielleicht nur zwei- bis dreimal dienstlich gesprochen. Mit Hagen hatte ich mehr persönlichen Kontakt. Mit ihm hatte ich auch mehr dienstlich zu tun. Mit Lischka war es viel unpersönlicher.“

Walter Nährich

Walter Nährich kam Ende des Jahres 1941 als Kriegsverwaltungsassessor in den Verwaltungsstab des Militärbefehlshabers in Paris. Später wurde er vom Befehlshaber des BdS und des SD übernommen. In dieser Position waren Helmut Knochen und Kurt Lischka seine Vorgesetzten. Die Haftlager befanden sich in seinem Zuständigkeitsbereich.  Zudem war er für die Kennzeichnungspflicht für Juden in Frankreich zuständig.  Er blieb bis März 1943 beim BdS in Paris, danach wurde er Stellvertreter des BdS in Bordeaux, später in Rouen.

Bereits 1950 verurteilte ein französisches Gericht ihn in Abwesenheit zum Tode. Dennoch reiste er 1956 mit seiner Familie nach Frankreich und wurde daraufhin in Bordeaux verhaftet. Er kam auf Intervention des bundesdeutschen Konsuls wieder frei, musste jedoch sein Ehrenwort geben, sich der französischen Justiz erneut zu stellen. Trotz dieser Zusage kehrte er aber umgehend nach Deutschland zurück.

Zum Zeitpunkt des Lischka-Prozesses lebte Walter Nährich in Bonn. Er war pensionierter Jurist, betrieb aber noch als Geschäftsführer eine dort ansässige Baufirma. Da zur gleichen Zeit auch gegen ihn ein offenes Verfahren lief, hätte er von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen können. Doch obwohl er vom Vorsitzenden Richter ausdrücklich darüber belehrt wurde, wollte er aussagen.

Er bestritt, sowohl von den französischen Internierungslagern für Juden als auch von den Deportationen gewusst zu haben. Auch Auschwitz sei für ihn nur ein Name gewesen, der gelegentlich bei Besprechungengefallen sei. Was dort passierte habe er nicht gewusst. Zwar konnten diese Aussagen durch Dokumente widerlegt werden, die Serge Klarsfeld dem Gericht einreichte, doch Walter Nährich gab an, sich an nichts erinnern zu können. Von den drei Angeklagten wollte er nur Herbert Hagen näher gekannt haben. Er sagte aus, Ernst Heinrichsohn nie gesehen und auch mit Kurt Lischka nur wenige Male gesprochen zu haben, obwohl dieser sein Vorgesetzter gewesen war.

„Ich kenne Herrn Lischka und Herrn Hagen.Ich war zunächst beim Militärbefehlshaber tätig. Soweit meine Tätigkeit beim Militärbefehlshaber und beim BdS betroffen ist, mache ich von meinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.“

Walter Nährich