Der Lischka Prozess
Hans Jüngst war zeitgleich mit Herbert Hagen als Adjutant des Höheren SS- und Polizeiführers Karl Oberg in Paris. Nach einer Kriegsverletzung im Russlandfeldzug war er zunächst in den Niederlanden und dann Rouen tätig gewesen, bevor er 1943 nach Paris versetzt wurde. Er blieb dort bis zum Abzug der Deutschen im Jahr 1944. Jüngst erklärte seine Versetzung mit seinen Französischkenntnissen, die er als Verbindungsoffizier zur Ordnungspolizei gebraucht habe.
Zum Zeitpunkt des Lischka-Prozesses war Hans Jüngst 65 Jahre alt und lebte in Lindau am Bodensee. Bis zu seiner Pensionierung hatte er als Amtsrat gearbeitet.
In seiner Vernehmung sagte er vor allem über Herbert Hagen aus. Von den drei Angeklagten hatte er nur ihn als persönlichen Referenten seines Vorgesetzten Oberg in Paris kennen gelernt und war häufig mit ihm Essen gegangen. Da sie dabei jedoch nach eigenen Angaben nie über die Arbeit gesprochen hatten, konnte er in seiner Vernehmung nur wenig über die Tätigkeit Hagens sagen. Er sagte aus, dieser sei für die Beziehungen zu den höheren französischen Stellen verantwortlich gewesen, da er sehr gut Französisch gesprochen habe. Über die Einstellung Herbert Hagens zum Dritten Reich oder zur Judenfrage wollte er jedoch nichts sagen können.
Auch bei den Fragen, die seine eigene Arbeit betrafen, gab er an, sich an kaum etwas erinnern zu können. Er stellte sich als „Mädchen für alles“ dar, dessen Aufgabe es gewesen sei, alle Anordnungen seines VorgesetztenKarl Oberg auszuführen. Er stritt jedoch ab, etwas mit den „Ausbürgerungen“ und anschließenden Deportationen der Juden zu tun gehabt zu haben.
Auch als Serge Klarsfeld am Ende von Hans Jüngsts Vernehmung ein Dokument mit dessen Unterschrift vorlegte, mit dem er bewies, dass dieser an der „Ausbürgerung“ der Juden beteiligt gewesen war, blieb der Zeuge bei seinen Darstellungen. Er rechtfertigte sich damit, dieses Dokument lediglich auf Befehl abgetippt zu haben, jedoch nicht für den Inhalt verantwortlich gewesen zu sein.
„Ich nehme an, dass Hagen alle SD- Sachen in die Wege geleitet hat. Die Verbindung zum SD hatte ja Hagen.“
Hans Jüngst